Gedanken zur elften Kreuzweg-Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt
Was haben wir eigentlich getan? Einen Gerechten ans Kreuz genagelt! Die grausamen Hammerschläge hallen noch bis zum heutigen Tag. Wir haben mit Nägeln seine Hände grausam zerstört, die noch vor kurzem gesegnet, getröstet und geheilt haben. Wir haben seine Füße zerstört, die unsere ganze Hoffnung getragen und immer unterwegs waren zu uns. Drei schreckliche Nägel haben ihm Schmerzen ohne Ende bereitet und seine Freiheit in Ohnmacht verwandelt.
Der erste Nagel ist der Nagel der schlimmen Ärgernisse. Wie konnten wir vergessen, dass sein Herz immer in ganz besonderer Weise gerade für die Kleinsten, Unscheinbaren, Arglosen und Verletzbaren geschlagen hat! Offensichtlich vergessen haben wir seine Worte: „Wenn aber jemand für einen dieser Kleinen, die an mich glauben, ein Ärgernis wird, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.“ (Matth 18,6). Dieser Nagel sitzt tief im Fleisch der Kirche, denn in ihrer Gemeinschaft wurden so viele dieser Kleinen missbraucht, verletzt, betrogen, vergessen und zerstört. Es sind die Kinder, denen er seine Hände aufgelegt, die er geherzt und gesegnet hat.
Der zweite Nagel heißt Lieblosigkeit. Er, der sich stets mit uns Menschen solidarisch erklärt hat, er muss miterleben, dass wir ihn in seinen Brüdern und Schwestern einfach übersehen und vernachlässigen. Wir sind blind und sehen ihn nicht, wenn er hungrig ist und durstig und nackt und fremd und krank und gefangen. Was muss das schmerzhaft sein für ihn!
Der dritte Nagel ist der immerwährende und unnötige Streit, den wir immer wieder im Laufe unserer Geschichte in die Einheit seiner Kirche gehämmert haben und immer noch hämmern. Obwohl er eine biblische Weisung uns ans Herz legt: „Seid alle einmütig und duldet keine Spaltungen unter euch!“ (1 Kor 1,10). Aber das Gegenteil ist eingetreten. Es kam und kommt immer wieder zu so vielen Abspaltungen. Schlag auf Schlag: Und all dies am Leib seiner Kirche. Jesus erbarme Dich unser! Wir denken an dein Wort: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34).
Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe, In: Pfarrbriefservice.de