Papst Franziskus

Quelle:www.presidencia.gov.ar/CC-by-sa 3.0,Wikimedia,Commons,Pfarrbriefservice.de

Jorge Mario Bergoglio
geboren am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires
gesorben am 21. April 2025 in der Vatikantadt
266. Papst vom 13.03.2013 bis zu seinem Tod

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Der Segen des Papstes

(Quelle: Radio Vatikan, zum Abspielen bitte auf das Video klicken)

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Predigt von Kardinal Giovanni Battista Re, Dekan des Kardinalskollegiums, bei den Exequien für den verstorbenen Papst, Petersplatz,

Samstag, 26. April 2025

Auf diesem majestätischen Petersplatz, auf dem Papst Franziskus viele Male die Eucharistie gefeiert und im Lauf dieser 12 Jahre vielen großen Versammlungen vorgestanden hat, sind wir nun traurigen Herzens im Gebet um seine sterblichen Überreste versammelt, getragen jedoch von der Gewissheit des Glaubens, dass das menschliche Dasein nicht im Grab endet, sondern im Haus des Vaters, in einem Leben voller Glückseligkeit, das nie vergeht.

Die überwältigende Zuneigung und Anteilnahme, die wir nach seinem Tod erlebt haben, zeigt uns, wie sehr das ereignisreiche Pontifikat von Papst Franziskus den Geist und die Herzen der Menschen berührt hat.

Quelle: Pixabay

Ein Pontifikat, das den Geist und die Herzen der Menschen berührt hat“

Das letzte Bild von ihm, das wir weiterhin vor Augen und in unseren Herzen haben werden, ist das vom letzten Sonntag, dem Hochfest der Auferstehung des Herrn, als Papst Franziskus uns trotz seiner schweren gesundheitlichen Probleme vom Balkon des Petersdoms aus den Segen erteilen wollte und sich dann auf den Platz begab, um vom offenen Papamobil aus die vielen Menschen zu begrüßen, die zur Ostermesse versammelt waren.

Wir wollen nun mit unserem Gebet die Seele des geliebten Papstes Gott anvertrauen, auf dass er ihm ewige Glückseligkeit im herrlichen Licht seiner grenzenlosen Liebe gewähre.

Wir lassen uns von dem Evangelium erleuchten und leiten, in dem Christus den Ersten der Apostel, Petrus, fragte: »Petrus, liebst du mich mehr als diese?«. Und die Antwort des Petrus kam prompt und aufrichtig: »Herr, Du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe!« Und Jesus vertraute ihm die große Aufgabe an: »Weide meine Schafe!«. Das wird die beständige Aufgabe des Petrus und seiner Nachfolger sein, ein Dienst der Liebe nach der Art Jesu Christi, unseres Meisters und Herrn.

Quelle: Christine Limmer, Pfarrbriefservice

Ein Weg der Hingabe bis zum letzten Tag seines irdischen Lebens“

Ungeachtet seiner Gebrechlichkeit und seines Leidens hat sich Papst Franziskus entschieden, diesen Weg der Hingabe bis zum letzten Tag seines irdischen Lebens zu gehen. Er folgte dem Weg seines Herrn, des guten Hirten, der seine Schafe so sehr liebte, dass er sein Leben für sie gab. Und er tat dies mit Kraft und Gelassenheit, in Nähe zu seiner Herde, der Kirche Gottes.

Als Kardinal Bergoglio am 13. März 2013 im Konklave zum Nachfolger von Papst Benedikt XVI. gewählt wurde, hatte er bereits viele Jahre des Ordenslebens in der Gesellschaft Jesu hinter sich und brachte vor allem die Erfahrung seines 21-jährigen pastoralen Dienstes in der Erzdiözese Buenos Aires mit, wo er zunächst als Weihbischof, dann als Koadjutor und schließlich vor allem als Erzbischof wirkte.

Die Entscheidung, den Namen Franziskus anzunehmen, war sofort erkennbar als eine Entscheidung für ein Programm und einen Stil, auf den er sein Pontifikat ausrichten wollte, indem er sich vom Geist des heiligen Franz von Assisi inspirieren ließ.

Papst Franziskus bewahrte immer sein Temperament und seine Art der pastoralen Amtsführung und prägte mit seiner starken Persönlichkeit schnell den Leitungsstil der Kirche, indem er einen direkten Kontakt mit den einzelnen Menschen und Völkern herstellte und bestrebt war, allen nahe zu sein, wobei er besonders den Menschen in Not seine Aufmerksamkeit widmete und sich unermüdlich vor allem für die Geringsten und Ausgegrenzten einsetzte. Er war ein Papst, der mitten unter den Menschen war und für alle ein offenes Herz hatte. Darüber hinaus war er ein Papst, der achtsam war für das Neue, das in der Gesellschaft aufkam, und für das, was der Heilige Geist in der Kirche weckte.

Quelle: Norbert Rau, Pfarrbriefservice

Er hat stets versucht, die Probleme unserer Zeit mit der Weisheit des Evangeliums zu beleuchten“

Mit dem für ihn charakteristischen Vokabular und seiner an Bildern und Metaphern reichen Sprache hat er stets versucht, die Probleme unserer Zeit mit der Weisheit des Evangeliums zu beleuchten, eine Antwort im Lichte des Glaubens zu geben und dazu zu ermutigen, die Herausforderungen und Widersprüche in diesen Jahren des Wandels, die er gern als „Epochenwechsel“ bezeichnete, als Christen zu leben.

Er war sehr spontan und hatte eine ungezwungene Art, sich allen zuzuwenden, auch den Menschen, die der Kirche fernstanden.

Mit großer menschlicher Wärme und zutiefst empfindsam für die Dramen unserer Zeit hat Papst Franziskus die Ängste, Leiden und Hoffnungen unserer Zeit wirklich geteilt. Hingebungsvoll tröstete und ermutigte er mit einer Botschaft, die die Herzen der Menschen direkt und unmittelbar zu erreichen vermochte.

Mit seinem Charisma der Offenheit und des Zuhörens, verbunden mit einem Stil, der dem heutigen Empfinden entspricht, hat er die Herzen berührt und versucht die moralischen und geistlichen Kräfte neu zu beleben.

Der Vorrang der Evangelisierung war das Leitmotiv seines Pontifikats, indem er mit einer klaren missionarischen Ausrichtung die Freude des Evangeliums vermittelte, wie auch der Titel seines ersten Apostolischen Schreibens Evangelii gaudium lautete. Eine Freude, die das Herz all derer mit Zuversicht und Hoffnung erfüllt, die sich Gott anvertrauen.

Quelle: Friedbert Simon, Pfarrbriefservice

Ein Leitmotiv seiner Mission war die Überzeugung, dass die Kirche ein Zuhause für alle ist“

Ein Leitmotiv seiner Mission war auch die Überzeugung, dass die Kirche ein Zuhause für alle ist; ein Haus mit stets offenen Türen. Wiederholt hat er für die Kirche das Bild eines „Feldlazaretts“ nach einer Schlacht mit vielen Verwundeten gebraucht; einer Kirche, die sich entschlossen um die Probleme der Menschen und die großen Nöte, die die heutige Welt zerreißen, kümmern will; einer Kirche, die sich zu einem jeden Menschen herabbeugen kann, um über alle Glaubensüberzeugungen oder Lebensumstände hinaus seine Wunden zu versorgen.

Unzählig sind seine Gesten und Ermahnungen zugunsten von Flüchtlingen und Vertriebenen. Und auch in seinem Einsatz für die Armen war er unermüdlich.
Es ist bezeichnend, dass die erste Reise von Papst Franziskus jene nach Lampedusa war, einer Insel, die mit Tausenden im Meer ertrunkenen Menschen zum Symbol für das Drama der Emigration geworden ist. In dieselbe Richtung ging auch die Reise nach Lesbos zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen und dem Erzbischof von Athen sowie die Feier einer Messe an der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten anlässlich seiner Mexiko-Reise.

Von seinen 47 anstrengenden Apostolischen Reisen wird insbesondere seine Reise in den Irak in die Geschichte eingehen, die er im Jahr 2021 unter hohen Risiken unternommen hat. Dieser herausfordernde Apostolische Besuch war Balsam für die offenen Wunden der irakischen Bevölkerung, die so sehr unter den unmenschlichen Taten des IS gelitten hatte. Diese Reise war auch für den interreligiösen Dialog von großer Bedeutung, einer weiteren wichtigen Dimension seines pastoralen Wirkens. Mit dem Apostolischen Besuch in vier Ländern Asiens und Ozeaniens im Jahr 2024 erreichte der Papst „die äußerste Peripherie der Welt“.
Papst Franziskus hat stets das Evangelium der Barmherzigkeit in den Mittelpunkt gestellt und wiederholt betont, dass Gott nicht müde wird, uns zu vergeben: Er vergibt immer, egal in welcher Situation sich derjenige auch befinden mag, der um Vergebung bittet und auf den rechten Weg zurückkehrt.

Quelle: Bernhard Schwessinger, Pfarrbriefservice

Barmherzigkeit und Freude des Evangeliums: zwei Schlüsselbegriffe“

Und darum wollte er das außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit und betonte, dass die Barmherzigkeit „das Herz des Evangeliums“ ist.

Barmherzigkeit und Freude des Evangeliums sind zwei Schlüsselbegriffe von Papst Franziskus.

Im Gegensatz zu dem, was er als „Wegwerfkultur“ bezeichnet hat, sprach er von einer Kultur der Begegnung und der Solidarität. Das Thema der Geschwisterlichkeit hat mit leidenschaftlichen Tönen sein gesamtes Pontifikat durchzogen. In der Enzyklika Fratelli tutti wollte er ein weltweites Streben nach Geschwisterlichkeit neu beleben, weil wir alle Kinder desselben Vaters im Himmel sind. Er hat oft mit Nachdruck daran erinnert, dass wir alle zur selben Menschheitsfamilie gehören und dass keiner sich alleine rettet.

Während seiner Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate im Jahr 2019 hat Papst Franziskus ein Dokument über die „Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ unterzeichnet, das daran erinnert, dass Gott der Vater aller ist.

Quelle: Andreas Abendroth, Pfarrbriefservice

Lieber Papst Franziskus, nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen“

Mit der Enzyklika Laudato si’ hat Papst Franziskus sich an die Männer und Frauen in aller Welt gewandt und auf die Pflichten und die gemeinsame Verantwortung für unser gemeinsames Haus hingewiesen. 

Angesichts der vielen Kriege, die in diesen Jahren wüten, mit ihren unmenschlichen Gräueln, mit ihren unzähligen Toten und ihrer unermesslichen Zerstörung, hat Papst Franziskus unaufhörlich seine Stimme erhoben, um Frieden zu erbitten und zur Vernunft aufzurufen, zu ehrlichen Verhandlungen, um mögliche Lösungen zu finden, da der Krieg – wie er sagte – bloß den Tod von Menschen, die Zerstörung von Häusern, Krankenhäusern und Schulen bedeutet. Nach dem Krieg – so pflegte er zu sagen – geht es der Welt stets schlechter als vorher. Er ist für alle immer eine schmerzhafte und dramatische Niederlage.

„Brücken bauen und keine Mauern“ ist eine Aufforderung, die er mehrfach wiederholt hat, und als Nachfolger des Apostels Petrus war sein Dienst für den Glauben stets mit dem Dienst für den Menschen in all seinen Dimensionen verbunden.

In geistlicher Verbundenheit mit der ganzen Christenheit sind wir hier zahlreich versammelt, um für Papst Franziskus zu beten, auf dass Gott ihn in seine unendliche Liebe aufnehme.

Papst Franziskus pflegte seine Ansprachen und persönlichen Begegnungen mit den Worten zu beenden: „Vergesst nicht, für mich zu beten.“

Lieber Papst Franziskus, nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen, so wie du es letzten Sonntag vom Balkon dieser Basilika aus getan hast, in einer letzten Umarmung mit dem ganzen Volk Gottes, aber auch im Geiste mit der gesamten Menschheit – der Menschheit, die mit aufrichtigem Herzen nach der Wahrheit sucht und die Fackel der Hoffnung hochhält.

(Quelle: Vatican News)

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Quelle: Norbert Staudt, Pfarrbriefservice

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Zitate von Papst Franziskus

„Wie ihr wisst, war es die Pflicht des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben. Wie es scheint, sind meine Kardinalsbrüder nahezu bis ans Ende der Welt gegangen, um ihn zu bekommen.“
Erster Auftritt am 13. März 2013

„Nein, ich wollte nicht Papst werden. Ein Mensch, der Papst werden will, liebt sich nicht selbst.“
Bei einer Fragestunde mit Jesuitenschülern, 2023

„Wir haben uns an das Leiden des anderen gewöhnt. Es betrifft uns nicht. Es interessiert uns nicht. Es geht uns nichts an! (…) Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit genommen, zu weinen!“
Predigt auf Lampedusa, 2013

„Wir leben in einer Epoche der Mauern und des Stacheldrahts.“
Zum Umgang vieler Staaten mit Migration, 2021

„Und so vergeuden wir unsere gottgegebenen Geschenke, indem wir uns mit Schnickschnack beschäftigen. Wir verschwenden unser Geld für Spiel und Getränke und drehen uns um uns selbst.“
Auf den Philippinen, 2015

Quelle: Friedbert Simon, Pfarrbriefservice

„Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in Katastrophen enden kann.“
Enzyklika „Laudato si“, 2015

„Um wirklich zu leben, kann man nicht sitzen bleiben. Leben heißt immer: sich in Bewegung setzen, auf den Weg machen, träumen, planen, offen für die Zukunft sein.“
Predigt im Petersdom, 2024

«Ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen.»
bei einer Audienz im Vatikan, März 2013

«Wenn jemand schwul ist, und er den Herrn sucht und guten Willen zeigt, wer bin ich, das zu verurteilen.»
auf dem Rückflug von einer Brasilien-Reise, Juli 2013

«Eine Kurie, die sich nicht selbst kritisiert, die sich nicht weiterentwickelt, die nicht versucht, sich zu verbessern, ist ein kranker Körper.»
in seiner Weihnachtsansprache vor der römischen Kurie im Vatikan, Dezember 2013

«Gott vergibt immer, Menschen manchmal, die Natur nie. Wir müssen uns um die Natur kümmern, damit sie nicht mit Zerstörung antwortet.»
bei der UN-Ernährungskonferenz in Rom, November 2014

Quelle: Friedbert Simon, Pfarrbriefservice

«Ich träume von einem Europa, von dem man nicht sagen kann, dass sein Einsatz für die Menschenrechte an letzter Stelle seiner Visionen stand.»
bei der Verleihung des Karlspreises, Mai 2016

«In Rom Reformen zu machen, ist wie die ägyptische Sphinx mit einer Zahnbürste zu putzen.»
in seiner Weihnachtsansprache vor der römischen Kurie im Vatikan, Dezember 2017

«Es wird nie einen wahren Frieden geben, wenn wir nicht in der Lage sind, ein gerechteres Wirtschaftssystem aufzubauen.»
zum Weltfriedenstag am 1. Januar, Dezember 2019

«Ich bin hier, um euch zu sagen, dass ich euch nahe bin. Ich bin hier, um eure Gesichter zu sehen und euch in die Augen zu schauen. Augen voll Angst und Erwartung, Augen, die Gewalt und Armut gesehen haben, Augen gerötet von zu vielen Tränen.»
zu Migranten auf der griechischen Insel Lesbos, Dezember 2021

«Vorwärts, mit Freude!»
nach einer Tagung der Weltsynode mit Blick auf die Synode 2024, Oktober 2023

«Wie Sie sehen, bin ich am Leben.»
bei einer Generalaudienz nach der Absage einer Dubai-Reise wegen einer Bronchitis, November 2023

Quelle: Andreas Abendroth, Pfarrbriefservice

«Die Welt hat es nötig, auf die Mütter und Frauen zu schauen, um Frieden zu finden, um aus den Spiralen der Gewalt und des Hasses auszubrechen und wieder einen menschlichen Blick und ein sehendes Herz zu erlangen.»
in seiner Predigt zum Hochfest der Gottesmutter Maria am Neujahrstag im Petersdom im Vatikan, Januar 2024

«Frieden wird niemals mit Waffen geschaffen, sondern indem man die Hände ausstreckt und die Herzen öffnet.»
bei seiner traditionellen Osterbotschaft auf dem Petersplatz zum Gazakrieg, März 2024

«Die Zerstörung der Umwelt ist eine Beleidigung Gottes, eine Sünde, die nicht nur persönlich, sondern auch strukturell ist, eine Sünde, die alle Menschen stark gefährdet, besonders die Schwächsten unter uns, und die einen Konflikt zwischen den Generationen auszulösen droht.»
in einer Botschaft beim Weltklimagipfel COP28, Mai 2024

«Keine Maschine darf jemals die Wahl treffen können, einem Menschen das Leben zu nehmen oder nicht.»
beim G7-Gipfel in Italien, Juni 2024

«Gleichgültigkeit ist ein Krebsgeschwür der Demokratie.»
über den Zustand der Demokratie, Juli 2024

Quelle: Christine Limmer, Pfarrbriefservice

„Mir ist eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.“
November 2013